Bevor der Eissport-Verein Duisburg am 27. November 1991 als Nachfolgeverein des DSC und DSV ins Leben gerufen worden ist, gab es kurze Zeit den Gedanken, sich einem anderen Verein anzuschließen. Dafür gab es zwei Kandidaten. Doch dann wurde der „Auftrag“ von Hermann Eichhorn zur Vereinsgründung umgesetzt.
Der 27. November 1991. Dieser Tag markiert eine Zäsur in der Duisburger Eishockey-Geschichte. Die Stunde null nach dem Crash. Kurz zuvor, am 13. Oktober 1991, hatte der Duisburger SV 87 sein letztes Spiel in der 2. Eishockey-Bundesliga Nord bestritten, meldete sich aufgrund schwerwiegender finanzieller Probleme vom Spielbetrieb ab, ging Konkurs – und wurde kurz darauf aufgelöst. Sicher, schon zuvor wurde der Vereinsname gewechselt. Aber 1981 gliederte sich die Eishockey-Abteilung aus dem Duisburger SC Kaiserberg aus, nannte sich fortan Duisburger SC Eishockey. Als der DSC im Jahr 1987 pleiteging, konnte der Nachfolgeverein in der gleichen Liga weitermachen, wenn genügend Vereinsmitglieder zum neuen Club wechselten. So startete der Duisburger Schlittschuh-Verein 1987 in der 2. Bundesliga. Nun aber flog der Verein während der Saison aus dieser Liga heraus.
„Hermann Eichhorn sagte damals zu uns: ‚Gründen Sie, meine Herren. Gründen Sie! Wenn Sie es nicht tun, wird es jemand anderes machen‘“, erinnert sich Jürgen Schmitz an diese Tage im Oktober und November des Jahres 1991 und an die Worte des langjährigen Leiters des Duisburger Sportamtes. Jürgen Schmitz, der spätere langjährige Leiter der Eissporthalle Duisburg, gehörte zu den Vertretern der DSV-Nachwuchsabteilung, die nun eine neue Heimat suchte. Doch bevor der EVD als Verein neugegründet wurde, gab es noch zwei Alternativen.
Die eine hieß: EC Duisburg. Dabei handelt es sich um einen Amateurverein, der seit 1983 offiziell am Spielbetrieb des Landeseissport-Verbandes NRW teilgenommen hatte. Seinerzeit rief der LEV NRW die Bezirksliga mit dem Ziel ins Leben, zahlreichen Hobbyvereinen einen regulären Spielbetrieb anzubieten. So schloss sich der EC Duisburg, der aus dem Hobbyverein Gypsys entstanden war, ebenso dem Verband an wie die Eisbären Duisburg.
Die Eisbären waren von 1983 bis 1988 aktiv und können von spannenden Derbys gegen den ECD berichten. „Das waren emotionale Spiele. Das wollte keiner verlieren. Und selbst unter den Angehörigen auf den Rängen ging es nicht allzu freundlich zu“, erinnert sich Eisbären-Spieler Ralf Wank in einem Artikel der Neuen Ruhr Zeitung. Tatsächlich gingen sogar mehr Derbys an die Eisbären, doch 1988 war dann Schluss, während dem ECD 1987 der Aufstieg in die NRW-Liga, die damals fünfte Spielklasse, gelang.
Während die Eisbären Duisburg ihre Heimspiele in Dinslaken ausgetragen haben, absolvierte der ECD seine ersten beiden Ligaspiele tatsächlich in Duisburg, spielte dann aber in Wesel und ab 1986 in Dorsten. Erst ab der Saison 1990/91 durfte der „kleine“ Duisburger Verein auch in Duisburg spielen. Der Hintergrund: Fritz Hesselmann, der langjährige Manager, teilweise auch Vorsitzende des DSC und DSV, hatte sich von der Eissporthalle versichern lassen, dass kein anderer Duisburger Eishockey-Verein an der Wedau spielen würde. Das galt sogar für den kurzlebigen Duisburger EC (nicht zu verwechseln mit dem EC Duisburg). Der DEC war ein reiner Frauen-Eishockey-Verein, der nur ein Jahr lang aktiv war, dafür aber 1982/83 an der Frauen-NRW-Liga teilnahm – der ersten organisierten Frauen-Eishockey-Liga in ganz Deutschland. Doch auch der DEC durfte nicht in Duisburg aufs Eis gehen.
„Wir haben damals beim ECD angefragt, ob nicht die DSV-Jugendabteilung dem ECD beitreten solle“, erinnert sich Schmitz. „Doch das wurde vom ECD abgelehnt.“ Möglicherweise war einfach die Skepsis nach dem DSV-Aus zu groß. Und es gab einen weiteren Verein, den sich die DSV-Jugend als neue Heimat vorstellen konnte: den MSV Duisburg. „Aber auch das war nur ganz kurz ein Thema. Die Anfrage lief, wenn ich mich richtig erinnere, über Edgar Kaspers.“ Doch der langjährige Marketingleiter der König-Brauerei brachte ebenfalls eine Absage mit.
Also folgten Jürgen Schmitz und Co. dem „Gründungsauftrag“ von Hermann Eichhorn und riefen am 27. November 1991 den Eissport-Verein Duisburg ins Leben. Gründungsmitglieder waren neben Jürgen Schmitz der langjährige EVD-Vorsitzende Dieter Jansen, inzwischen längst Ehrenvorsitzender der Füchse, Wolfgang Fiebig, Winfried Roth, Rolf Konieczny, Hermann Eichhorn, Edgar Kaspers und Udo Stenger. „Ob Günter Höfken bereits bei der Gründung dabei war, kann ich heute nicht mehr sagen“, berichtet Schmitz.
Dass der neue Vereinsname so gänzlich anders klang als DSC und DSV, war Absicht. „Das kristallisierte sich aus der Nachwuchsabteilung heraus. Es sollte etwas gänzlich anderes sein“, erinnert sich Schmitz. Ein Restart eben. Und erstmals überhaupt gab es in Maskottchen. Der EVD wurde zu den „Füchsen“. Vereinschef Dieter Jansen hatte einen guten Bekannten beim ES Weißwasser. Auch der Traditionsverein aus der ehemaligen DDR hatte sich gerade ein Maskottchen zugelegt. Und so hatte Toni Helmus die Idee, dass es neben den Füchsen aus der Lausitz doch auch Füchse in Duisburg geben könnte.
So trat der EVD also noch in der DSV-Pleitesaison 1991/92 in der Qualifikationsrunde zur Landesliga NRW an. Für die ist ein neugegründeter Verein damals automatisch qualifiziert gewesen, weil die Bezirksliga übersprungen werden durfte. Dennoch spielte der EVD ab dem 2. Februar 1992 in dieser Runde mit – um sich ein mögliches Nachrückerrecht für die NRW-Liga zu sichern, was dann auch gelang. Die erste komplette Saison konnten die Füchse 1992/93 in der fünftklassigen NRW-Liga bestreiten.
Doch so entstand daraus eine Kuriosität: Denn der „eigentliche“ Duisburger Verein war damit nur noch die Nummer 2 in der Stadt. Der ECD spielte 1991/92 in der NRW-Liga und sicherte sich ab November die Dienste einiger gestandener Eishockeyspieler. Für die Aufstiegsrunde zur Regionalliga reichte es zwar nicht mehr, doch in der Qualifikation zur NRW-Liga belegte der ECD in seiner Gruppe den ersten Platz und konnte von einer anstehenden Ligenreform im DEB-Bereich profitieren und zur Saison 1992/93 in die Regionalliga Nord nachrücken.
Jürgen Schmitz erinnert sich:
„Wir hatten bei der Suche nach einer neuen Heimat für die über 200 Kinder keinen Streit mit dem ECD. Es gab bei einem Gespräch seitens des ECD aber eine klare Ablehnung zur Übernahme“.
Wie Schmitz betont, gab es zwischen den Vorständen des EVD und des ECD keinen Unstimmigkeiten. So konnten etwa die Spieltermine problemfrei abgestimmt werden. „Wir hatten bei der Suche nach einer neuen Heimat für die über 200 Kinder keinen Streit mit dem ECD. Es gab bei einem Gespräch seitens des ECD aber eine klare Ablehnung zur Übernahme“, erinnert sich Jürgen Schmitz.
Dennoch entstand – zumindest aus Fansicht – eine Konkurrenzsituation. Und auch der EVD, der nun eine Spielklasse unter dem ECD spielen musste, wollte den Unterschied klarmachen. „Wir wollten uns vom ECD abheben und haben uns in den ersten Jahren den Namenszusatz gegeben: ‚Der mit den sechs Nachwuchsmannschaften.‘ Das stand auch so auf den Spieltagsplakaten.“ Und tatsächlich sah die Mehrzahl der Duisburger Eishockeyfans korrekterweise im EVD den „richtigen“ Verein, den Nachfolger von DSC und DSV. Als dann der EVD mehr Zuschauer trotz „niedrigerer Liga“ hatte, poppte plötzlich das Thema „Fusion“ auf. Möglicherweise auch von außen an die Vereine herangetragen, gab es nun die These: Es kann doch nur einen Verein in Duisburg geben.
Tatsächlich gingen die Zuschauerzahlen beim ECD zurück. Gleich mehrfach in der Saison 1992/93 hatte der ECD weniger als 100 Zuschauer. In der Aufstiegsrunde zur Oberliga, die das Team, das mit vielen externen Spielern und auch Kontingentspielern verstärkt worden war, erreicht hatte, wurde der Tiefpunkt am 26. Februar 1993 erreicht, als der ECD im Spiel gegen den Berliner SC laut offiziellem Spielberichtsbogen nur 52 Zuschauer begrüßen konnte. Inzwischen reihte sich auch Niederlage an Niederlage.
Nachdem die Mitglieder des EVD eine Fusion im Rahmen einer außerordentlichen Mitgliederversammlung klar abgelehnt und nur einen Beitritt des ECD zum EVD samt Gründung einer 1b-Mannschaft zugestimmt hatten, war das Ende des ECD eingeleitet. Zuvor gab es den Vorschlag, der EVD könne doch im Vorfeld der Oberliga-Qualifikation seine besten Spieler an den ECD abgeben, damit dieser jene Runde erfolgreich bestreiten könnte. Zur neuen Saison könne doch dann fusioniert werden. Das lehnte der EVD allerdings ab. Denn die Prämissen bei den Füchsen waren nach den zwei Pleiten von DSC und DSV in nur viereinhalb Jahren klar gesetzt. „Es sollte nie wieder ein Duisburger Eishockey-Verein durch seine erste Mannschaft die Nachwuchsabteilung in Mitleidenschaft ziehen“, berichtet Schmitz.
Der ECD fasste danach eine Fusion mit dem EHC Wesel ins Auge, dessen Vorsitzender – gemäß Medienberichten aus der Zeit – davon Abstand nahm, als er einen Blick in die Bücher geworfen habe. Danach kam der Kontakt zum EC Wolfsburg zustande, der als neu gegründeter Verein in der Regionalliga starten wollte. So kam es im Vorfeld der Saison 1993/94 zu einer Einigung – allerdings so knapp vor der Saison, dass im Raum stand, der EC Duisburg würde einfach offiziell seine Heimspiele in Wolfsburg austragen. Noch im ersten Regionalliga-Spielplan der Saison 1993/94, den der DEB veröffentlicht hatte, wurde daher ein „Duisburger Derby“ mit Zusatz „in Wolfsburg“ aufgeführt. Doch noch vor Saisonbeginn wurde eine Verschmelzung des EC Duisburg mit dem EC Wolfsburg durchgeführt, sodass dann doch der EC Wolfsburg an den Start ging und der ECD damit als eigenständiger Vereine aufhörte zu existieren.
So waren die Anfangsjahre des EVD durchaus mit Unsicherheiten versehen. Dennoch gelang der zügige Aufstieg: 1994 waren die Füchse in der Oberliga angekommen, die im Zuge der Gründung der Deutschen Eishockey-Liga im gleichen Jahr in „1. Liga Nord“ und „1. Liga Süd“ unbenannt wurde und damit für einige Jahre zur zweithöchsten Spielklasse wurde. „Wir erlebten die sehr positive und erfolgreiche Entwicklung mit großer Freude, ohne eine Erwartungshaltung gehabt zu haben“, so Jürgen Schmitz. Die größten Herausforderungen? „Die Beschaffung von Sponsoren“, betont der langjährige Eishallenchef mit Blick auf die Vorstandsarbeit in den 90er-Jahren. „In diesem Zusammenhang ist anzumerken, dass der EVD ohne die stets großzügige Unterstützung durch die König-Brauerei, hier besonders hervorzuheben Frau Dr. Doris König und der leider viel zu früh verstorbene Geschäftsführer Jochen Penzel, nie hätte überleben können“, sagt Jürgen Schmitz.
Damit war der Grundstein der Füchse gelegt. Inzwischen nimmt die seit dem 27. November 1991 andauernde Ära des EVD deutlich den größten Teil der Duisburger Eishockey-Geschichte ein. Die Füchse existieren also länger, als der DSC und DSV zusammen existiert haben. Und als 2005 der Aufstieg in die DEL gelang, konnten die Füchse von sich behaupten, sich sportlich von ganz unten nach ganz oben gearbeitet zu haben. Und auch wenn es danach immer wieder Rückschläge gab. Das zeigt, welches Potenzial in diesem Eissport-Verein Duisburg steckt.