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Duisburg Steelers
Friedhelm Dienstag, 18. November 2025 von Friedhelm

Die Geschichte der Duisburg Steelers

Sommer-Eishockey, ein späterer NHL-Star und ein Ausflug zum Eiskunstlauf – die Inlinehockey-Geschichte der EV Duisburg Steelers.

Die Füchse spielen Eishockey. Klar. Schließlich ist der EVD in voller Länge der Eissport-Verein Duisburg. Und was machen Eishockeyspieler im Sommer? Und die Fans? Hat da mal einer dran gedacht? Dieser „Misstand“ konnte Mitte der 90er-Jahre endlich bekämpft werden.

Als die Inlineskates den klassischen Rollschuh mehr und mehr verdrängten, war die Idee des Inlinehockeys schnell geboren: Praktisch Eishockey auf Inlineskates – mit ein paar Regelanpassungen. Sowohl die International Icehockey Federation als auch der Deutsche Eishockey-Bund entdeckten das Sommer-Eishockey für sich. Die IIHF veranstaltete 1996 die erste Inlinehockey-Weltmeisterschaft und der Deutsche Eishockey-Bund rief die Deutsche Inlinehockey-Liga (DIHL) im gleichen Jahr ins Leben.

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1998-99_14_Frank Priebel

Legenden-Torhüter Frank Pribil

Da ließ sich der EVD nicht lange lumpen. Die Spieler hatten die Idee dazu – einer der Befürworter: Frank Pribil. Legenden-Torhüter der Füchse, dessen Rückennummer 27 unter dem Hallendach der Duisburger Eissporthalle hängt. Zunächst als Abteilung geplant, wurde der „Sommer-EVD“ aus organisatorischen Gründen als eigener Verein organisiert. Der Name: EV Duisburg Steelers. In der Saison 1999 legten die Steelers los und gingen in der DIHL an den Start. Am 16. Mai 1999 ging die Auftaktpartie – gespielt wurde über viermal zwölf Minuten – bei den SC Krefeld Hot Wheels noch klar mit 4:15 verloren. Das erste Heimspiel bot dann gleich ein Derby: Zur Inlinehockey-Premiere an der Wedau waren am 21. Mai 1999 die DEG Rhein Rollers aus Düsseldorf zu Gast. Die Steelers boten dem Deutschen Meister der Jahre 1996 bis 1998 einen großen Kampf und unterlagen nur knapp mit 9:11. Eine Woche später gelang im Ruhrduell in der Herner Eissporthalle durch ein 6:5 beim FSC Herne-Dortmund Rocket Rats der erste Sieg. Ein Highlight der ersten Saison war der 9:6-Erfolg am Westbahnhof bei den Moskitos Essen, die die Steelers in der Tabelle dann auch hinter sich ließen.

Mannschaft

Teamfoto mit Christian Ehrhoff (2.v.l. hinten)

Ein Name macht das Ganze zu mehr als nur Sommergeplänkel: Christian Ehrhoff. Der spätere NHL-Star, Stanley-Cup-Finalist und Olympia-Silbermedaillengewinner von 2018 war in jungen Jahren nicht nur als Eishockeyspieler für die Füchse aktiv, er lief auch für die Steelers auf. Und das ist ein guter Anlass für eine Anekdote über die Freundlichkeit des gebürtigen Moersers. Ein noch junger Journalist, der zufällig auch der Autor dieses Blogs ist, wollte ihn damals bei einem Turnier in Düsseldorf kurz interviewen. Ob er kurz Zeit hätte? „Na klar“, rief Christian Ehrhoff. Was bis dahin unbemerkt blieb: Er wollte gerade ein Butterbrot verdrücken. Für das Gespräch packte er es dann aber wieder in die Brotbox zurück und stand Rede und Antwort.

Ehrhoff war dem Sport auf Rollen durchaus zugetan. Im Skaterhockey – das einen viel größeren Organisationsgrad hat und sich vom Inlinehockey durch einen Ball (statt eines Pucks) unterscheidet und in dem, anders als beim Inlinehockey, Körpereinsatz erlaubt ist – lief der langjährige KEV-Spieler für den Crefelder SC auf. Beim Skaterhockey sind die Duisburg Ducks, bei denen sich die früheren EVD-Spieler Markus Bak, Patrick Schmitz und Heinz-Gerd Albers Legendenstatus erworben haben, mit acht Titeln deutscher Rekordmeister. Am 16. Mai 2000 kam es zu einem kuriosen Duisburg-internen Freundschaftsspiel: In der Eissporthalle empfingen die Duisburg Steelers die Duisburg Ducks. Eine Hälfte des Spiels wurde mit einem Inline-Puck gespielt, die andere Hälfte mit einem Skaterhockey-Ball. Die Ducks gewannen die Partie schließlich mit 10:8.

Steelers Teamfoto

Steelers Teamfoto

Kurz darauf kam es sogar zu einem kleinen „Skandälchen“. Am 28. Mai 2000 waren die EC Wilhelmshaven Skating Sharks an der Wedau zu Gast. In einem tollen Spiel gewannen die Steelers nach einem bockstarken Auftaktviertel mit 8:7 gegen die favorisierten Norddeutschen. Die legten jedoch Protest ein. Die Wilhelmshavener waren zu spät angekommen, monierten beim Deutschen Eishockey-Bund, die Schiedsrichter hätten ihnen zu wenig Aufwärmzeit zugestanden – und bekamen tatsächlich Recht. Das Spiel wurde annulliert und einen Monat später neu angesetzt. In schwächerer Besetzung verloren die Steelers das Wiederholungsspiel m 22. Juni 2000 mit 3:10.

Apropos Besetzung: Das war tatsächlich das Hauptproblem der Steelers. Grundsätzlich waren die Teams gut besetzt. Da es sich bei der DIHL aber nun einmal um Sommerbeschäftigung für Eishockeyspieler unter Wettkampfbedingungen handelte, fuhren die Spieler natürlich auch in den Urlaub. So erreichten die Steelers zwar in allen vier Jahren ihrer Inlinehockey-Existenz die Play-offs, zum ganz großen Wurf reichte es aber nie. Immerhin gab es einen Achtungserfolg: Am 14. Juni 2001 gewannen die Duisburg Steelers ihr Heimspiel gegen die DEG Rhein Rollers, die auch in dieser Saison Deutscher Meister wurden, mit 11:10. Zum letzten Auftritt der Steelers in der DIHL kam es ein Jahr später: Am 6. Juli 2002 gewannen die Duisburg Steelers zum „Abschied“ mit 14:3 gegen den ESV Königsbrunn.

Inlinehockey beim DEB – beziehungsweise international bei der IIHF – gibt es nicht mehr. 2017 veranstaltete die DIHL ihre letzte Saison, im gleichen Jahr fand auch die letzte IIHF-WM statt. Das Internationale Olympische Komitee legte fest, dass der internationale Rollsport-Verband (FIRS) der zuständige Verband sei. Seit den 90ern hatten sowohl die FIRS als auch die IIHF Weltmeisterschaften veranstaltet. Heute macht das nur noch „World Skate“, wie die frühere FIRS inzwischen heißt.

Bild

Ein Inlinehockey-Highlight waren die World Games 2005 in Duisburg. Dabei handelt es sich um die Weltspiele der nicht-olympischen Sportarten. In der Eissporthalle fand das Inlinehockey-Turnier statt, das mit einem legendären Finale am 20. Juli 2005 endete: Die USA besiegten die optisch überlegenen Kanadier – was zu einer Massenschlägerei der Spieler epischen Ausmaßes führte. Bestätigten Berichten zufolge trafen sich beide Teams abends erneut – in der Düsseldorfer Altstadt, wo sie ihre Argumente noch einmal „darlegten“. Für die deutsche Mannschaft liefen übrigen mit Markus Bak, Patrick Schmitz, Heind-Gerd Albers und Sascha Wilson vier Skaterhockey-Spieler der Duisburg Ducks auf; Bundestrainer war der langjährige Erfolgstrainer der Enten, Manfred Schmitz, der auch in der Trainerhistorie der Füchse zu finden ist.

World Games 2005 mit Duisburger Beteiligung

  • heinz_gerd Heinz-Gerd Albers 
  • Bild Markus Bak 
  • Bild Patrick Schmitz 
  • Bild Sascha Wilson 
  • Bild Trainer: Manfred Schmitz 

Als die Duisburg Steelers 2002 ihre finale Saison bestritten hatten, war das aber noch nicht das Ende des ausgelagerten Vereins. „Wir haben den Verein bewusst beim Amtsgericht nicht aus dem Vereinsregister löschen lassen“, berichtet Jürgen Schmitz, der langjährige Leiter der Duisburger Eissporthalle, der auch bei den Steelers dem Vorstand angehörte. Der Grund: „Wäre der EVD jemals in finanzielle Turbulenzen geraten, hätten wir bereits einen Verein gehabt, der das Duisburger Eishockey hätte aufnehmen können.“ Tatsächlich wurden die Steelers noch einmal reaktiviert – aber nicht als Eishockey-, sondern als Eiskunstlaufverein. Als sich die Eiskunstläufer von der RESG Walsum getrennt hatten, organisierten sie sich für kurze Zeit ab November 2007 unter dem Dach der Duisburg Steelers neu. Schon im Dezember 2008 führte interner Streit bei den Steelers-Eiskunstläufern dazu, dass der Verein dann doch aufgelöst wurde. Das verbliebene Vereinsvermögen floss in die Eishockey-Nachwuchsabteilung des EVD. „Das stand so in der Satzung“, erklärte Jürgen Schmitz damals.

Herwig Weyand

Herwig Weyand

Was bleibt sind die Erinnerungen an vier Jahre „Sommer-Eishockey“ in Duisburg, an denen sich sogar ein späterer NHL-Star beteiligte. Diese Anekdote soll nicht ohne die Erwähnung eines Stars im Hintergrund enden: Herwig Weyand, der lange Zeit Weyands Hockey-Store, ein Ausrüstergeschäft in Duisburg-Meiderich, betrieben hat, ist in den vier Inlinehockey-Jahren der Duisburg Steelers der „Mann für alles“ und organisierte einen Großteil des Sportbetriebs. Man sollte nie vergessen, wieviele gute Seelen Sport erst möglich machen.

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